Scham hat viele Gesichter. Sie zeigt sich als Körperscham, sexuelle Scham, soziale Scham. Und noch in tausend weiteren Facetten. Fest steht: das Schamgefühl nimmt zu in unserer Selbstdarstellungsgesellschaft. Forciert durch Schweigen. Heimlichkeit. Und das Richten. Im Setting des Theaters kommt der Scham noch mal eine spezielle Rolle zu. Schließlich basiert hier alles auf einem verabredeten und lustvollen Spiel mit dem Betrachten und Betrachtet-Werden. Genau da setzt "SHAME" an – die neue Produktion der Cooperativa Maura Morales. Die unternimmt mit Schauspiel, Tanz, Video und Live-Sampling eine scharf geschnittene Anatomie des Scham-Schocks. Vier Tänzerinnen und ein Musiker sezieren die Geschichten ihrer Scham-Verletzungen. Erzählen vom Shaming, dem besonders der weibliche Körper ausgesetzt ist. Vom Gefühl, unter wertenden Blicken im Boden versinken zu wollen. Vom Wunsch, sich der vulnerablen Sichtbarkeit zu entziehen. Alles im Licht der Bühne. In schützender Offenheit.