In THE PATIENT verbinden sich die Gliedmaßen der neun Performer:innen zu einem buchstäblichen Klang-Körper: Durch eine emotionale Partitur körpergemachter Sounds scheinen sie wie in einem einzigen Organismus miteinander verschmolzen, der mal sanft, mal roh aufeinander einwirkt und intensive Energien freisetzt – von ekstatischen Trancezuständen bis zu klagender Trauer. Die Sound-Performance wirft die Tänzer:innen in ein Spannungsfeld zwischen Natur und Kultur, zwischen gutturaler Kreatürlichkeit und fast sakral anmutenden, ikonographischen Momenten, und setzt so Riepes performative Suche nach einer neuen Position des „Geschöpf Mensch“ innerhalb der Natur fort. Über die Wahrnehmung des Menschen als im Wortsinn “natürliches“ Geschöpf unter vielen, entfaltet THE PATIENT seine rituell-reinigende, im performativen Erleben geradezu heilsame, Wirkung in Institutionen, Museen und Ausstellungshäusern, in der freien Natur oder anderen, ungewohnten Räumen. „Der Titel ist einerseits im Kontext der Proben entstanden, weil die Sound-Produktion mit den Körpern der anderen zum Teil etwas fürsorgliches, irgendwie Patienten-ähnliches hatte“, erklärt Riepe. „Mit unserer ersten Arbeitsfassung mitten im Wald kam aber noch eine weitere Bedeutungsebene hinzu: Gemeinsam mit der Natur ist ja auch der Mensch selbst ‚The Patient‘. Wir zerstören die Welt, aber letztlich wird die Natur weiter bestehen, wenn der ‚Patient Mensch‘ sich längst von der Erde verabschiedet hat. THE PATIENT wirbt also auch um liebevolle Fürsorge – für uns selbst, für einander, aber eben auch für das komplexe natürliche Gefüge, das uns trägt.“